top of page

LECTORES

Público·6 miembros

Stalin. Am Hof Des Roten Zaren UPDATED



Manchmal lassen zu viele Details den roten Faden der Handlung verloren gehen. Es fehlt zudem eine Einordnung in die politischen und historischen Rahmenbedingungen des vorrevolutionären Russlands. Dennoch legt Montefiore ein interessantes und empfehlenswertes Buch über die Vorgeschichte eines Diktators und Initiators des "Großen Terrors" vor.




Stalin. Am Hof des roten Zaren



Mit seinem Buch \"Stalin: Am Hof des roten Zaren\" gelang dem britischen Historiker Simon Sebag Montefiore das Kunststück, den Horror der bolschewistischen Diktatur sichtbar zu machen, indem er Leben und Schicksale des innersten Kreises um Stalin beschrieb. Montefiores neues Buch über den jungen Stalin (\"Welt am Sonntag\" vom 10. Juni) war sofort nach Erscheinen eine Sensation, weil es das nicht zuletzt von Stalins Todfeind Leo Trotzki überlieferte Bild des grauen Apparatschiks zerstörte und uns den späteren Diktator als Terroristen, Bankräuber, Lyriker und Liebhaber vorstellt.


Als mein Buch über Katharina die Große und Potemkin herauskam, war man im Kreml sehr erfreut darüber, dass zwei große Russen rehabilitiert wurden, die bis dahin als Nymphomanin und Zuhälter gegolten hatten. Putin selbst las das Buch. Man suchte damals nach einem aufgeklärten Despoten als eine Art geschichtliches Vorbild, und ich hatte viele Treffen in Londoner Luxushotels mit Leuten aus Putins Entourage, die sich mit mir darüber unterhalten wollten, ob Potemkin dieses Vorbild abgeben könne. Katharina selbst ging nicht, weil sie ja eine Frau war. Aber Potemkin war zu dekadent. Jedenfalls öffneten sich plötzlich alle Archivtüren, als ich über Stalin recherchieren wollte. Als aber \"Stalin - am Hof des roten Zaren\" herauskam, haben die Putin-Leute das Buch gehasst. Als ich über den jungen Stalin zu schreiben begann, war ich also persona non grata. Aber weil das Buch Stalin als außergewöhnlichen Menschen zeigt, wenn auch als Gangster, scheint dieses Buch ihnen wiederum zu gefallen.


Mit seinem Buch "Stalin: Am Hof des roten Zaren" gelang dem britischen Historiker Simon Sebag Montefiore das Kunststück, den Horror der bolschewistischen Diktatur sichtbar zu machen, indem er Leben und Schicksale des innersten Kreises um Stalin beschrieb. Montefiores neues Buch über den jungen Stalin ("Welt am Sonntag" vom 10. Juni) war sofort nach Erscheinen eine Sensation, weil es das nicht zuletzt von Stalins Todfeind Leo Trotzki überlieferte Bild des grauen Apparatschiks zerstörte und uns den späteren Diktator als Terroristen, Bankräuber, Lyriker und Liebhaber vorstellt.


Als mein Buch über Katharina die Große und Potemkin herauskam, war man im Kreml sehr erfreut darüber, dass zwei große Russen rehabilitiert wurden, die bis dahin als Nymphomanin und Zuhälter gegolten hatten. Putin selbst las das Buch. Man suchte damals nach einem aufgeklärten Despoten als eine Art geschichtliches Vorbild, und ich hatte viele Treffen in Londoner Luxushotels mit Leuten aus Putins Entourage, die sich mit mir darüber unterhalten wollten, ob Potemkin dieses Vorbild abgeben könne. Katharina selbst ging nicht, weil sie ja eine Frau war. Aber Potemkin war zu dekadent. Jedenfalls öffneten sich plötzlich alle Archivtüren, als ich über Stalin recherchieren wollte. Als aber "Stalin - am Hof des roten Zaren" herauskam, haben die Putin-Leute das Buch gehasst. Als ich über den jungen Stalin zu schreiben begann, war ich also persona non grata. Aber weil das Buch Stalin als außergewöhnlichen Menschen zeigt, wenn auch als Gangster, scheint dieses Buch ihnen wiederum zu gefallen.


Unter den zahlreichen jüngeren Publikationen zu Stalin und seiner Zeit nimmt die Stalin-Biografie des seit 1998 in Oxford lehrenden Russlandhistorikers Robert Service ohne Zweifel einen besonderen Rang ein. Service zählt zu den produktivsten über die Sowjetunion arbeitenden westlichen Historikern und hat sich vor allem als Lenin-Biograf einen Namen gemacht. [1] Er ist ein Kenner der russischen Archive, pflegt die Tugend der Russland-Neugier auch als regelmäßig Reisender. Die Recherchen für sein Stalin-Buch führten ihn bis nach Abchasien, wo der Generalsekretär seine Schwarzmeer-Datscha hatte und Zitronen- und Eukalyptusbäume pflanzte, wenn ihm die Politik Zeit dazu ließ. Zu den Qualitäten von Service zählt überdies, dass er ein Stilist von hohen Graden ist, der nicht nur anschaulich zu erzählen, sondern auch analytische Erkenntnisse pointiert zu präsentieren versteht. Wo Simon Sebag Montefiore sich "Am Hof des roten Zaren" häufig im Kreml-Geschwätz verliert, ist Service, meist erfolgreich, bemüht, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Er tut das in 55 nicht allzu langen Kapiteln, die fünf Abschnitten zu den einzelnen Lebensphasen zugeordnet sind: Stalin als Revolutionär, als "Leader for the Party", als Despot, als Kriegsherr und schließlich als "Imperator". Diese Einteilung ist einleuchtend, wenn auch nicht unbedingt überraschend. Sie orientiert sich, obwohl Service auch die Privatperson Iosif Džugašvili zeigt, an Stalins politischer Tätigkeit, was bei einem animal politicum seines Kalibers nahe liegend ist. Und die Darstellung der politischen Persönlichkeit Stalin ist es auch, die dieses Buch besonders auszeichnet. Sie setzt sich deutlich ab von den Deutungsmustern, die vor allem Trotzki mit nachhaltiger Wirkung in Umlauf gebracht hat. Trotzki sah in Stalin den mediokren Vollstrecker der antirevolutionären Interessen einer bürokratischen Kaste. "Er ist weder ein Denker, noch ein Schriftsteller, noch ein Redner", schrieb er über ihn. "Er ist in den Besitz der Macht gekommen, bevor noch die Massen gelernt hatten, bei den triumphalen Aufmärschen auf dem Roten Platz seine Figur von anderen überhaupt zu unterscheiden. Stalin riss die Macht an sich, nicht aufgrund persönlicher Leistungen, sondern mithilfe eines unpersönlichen Apparates. Und es war nicht er, der diesen Apparat geschaffen hatte, sondern der Apparat hatte ihn geschaffen. [...] Stalin stand an der Spitze dieses Apparates von dem Moment an, wo er die Nabelschnur, die den Apparat noch mit der Idee verband, durchschnitt, womit der Apparat auf sich selbst gestellt blieb." [2] 041b061a72


Acerca de

¡Bienvenido al grupo! Puede conectarse con otros miembros, o...
Página del grupo: Groups_SingleGroup
bottom of page